Siena und die gleichnamige Provinz bilden das Herz der Toskana – geografisch und sicherlich auch kulturhistorisch. Siena, die Stadt, ist von einer reizvollen Hügellandschaft umgeben und grenzt im Norden an die berühmte Weinregion Chianti, im Südwesten an die Küstenregion Maremma, im Südosten an die aride Crete Senesi und im Nordwesten an die Montagnola Senese.
Das rund 55.000 Einwohner zählende Siena ist berühmt für das alljährlich im Juli und August stattfindende Pferderennen Palio di Siena auf der nicht minder bekannten Piazza del Campo, für die Gebäckspezialität Panforte, die Geschwister Gianna und Alessandro Nannini und für seine historische Altstadt. Diese wurde 1995 von der UNESCO zum Welterbe ernannt.
Doch während Florenz für einzigartige Renaissance-Bauwerke steht, ist in Siena die italienische Gotik zu bewundern. Dabei ist der gute Erhaltungszustand nahezu ein Wunder. Denn die Geschichte Sienas ist geprägt von internen Fehden sowie von feindlichen Angriffen und nicht zuletzt von einer ausgeprägten Rivalität mit Florenz in wirtschaftlicher und künstlerischer Hinsicht. Kurz gesagt: Die Stadt befand sich bis zum Anschluss an das Königreich Italien in ständigem Kriegszustand.
Dementsprechend sind die Kunstwerke der Stadt zu deuten. Skulpturen und Gemälde wurden keineswegs nur aus Liebe zur Kunst oder aus tiefer Religiosität geschaffen. Sie dienten vielmehr strategischen, ja militärischen Zwecken. Berühmte Künstler wurden beauftragt, Bilder von Festungen oder strategisch bedeutenden Orten anzufertigen, um genaue Kenntnis über Lage und Ausstattung zu erhalten oder Bürger zu bewegen, sich in entlegenen Gebieten anzusiedeln.
Auf eine etruskische Siedlung und eine römische Militärkolonie mit dem Namen „Sena Iulia“ zurückgehend, erlebte Siena als freie republikanische Stadt im Mittelalter einen unvergleichlichen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung durch europaweiten Handel und Bankgeschäfte. So gehört die bereits 1240 gegründete Universität zu den ältesten Hochschulen Italiens und wird noch heute von rund 20.000 Studenten besucht. Doch die Blütezeit Sienas fand im Jahr 1555 ein Ende, nach langer Belagerung durch die Florentiner unter Cosimo I. de‘ Medici und Anschluss an das Großherzogtum Toskana.
Vom einstigen Wohlstand zeugen noch heute die zahlreichen eindrucksvollen Palazzi, die Kirchen und die Kunstschätze in den Museen. Aus dem Mittelalter erhalten hat sich auch die Tradition des Palio, des berühmten Pferderennens, bei dem die Stadtteile Sienas - die Contraden – jeweils ein Mal im Juli und August gegeneinander antreten. Ursprünglich gedacht, um die Feindschaft der Contraden im Wettkampf zu kanalisieren, ist das Palio heute eine große touristische Attraktion auf der Piazza del Campo und sicherlich eines der weltweit außergewöhnlichsten Pferderennen.
Doch neben dieses Spektakels erfüllen die Contraden einen wichtigen Teil der sozialen Arbeit im jeweiligen Stadtbezirk, von der Betreuung Alter und Kranker bis hin zu Renovierungsarbeiten.
In jüngerer Vergangenheit ist Siena vor allem durch ein Geschwisterpaar berühmt geworden: die Rocksängerin Gianna Nannini und den Rennfahrer Alessandro Nannini. Deren Vater war in der Region seit jeher nicht weniger bekannt - als Hersteller von Backwaren wie des typisch sienesischen Panforte. Unbedingt probieren!
Die Stadt und die Provinz Siena haben weitaus mehr zu bieten. Folgen Sie uns auf unserer Reise durch eine faszinierende Regionen der Toskana!